Der Jakobsweg und die Jakobsmuschel
Jeder wichtige Pilgerort hat von alters her sein Abzeichen: Jerusalem das Jerusalemkreuz, Rom die gekreuzten Schlüssel und Santiago die Jakobsmuschel.
An der Küste Galiciens gibt es die Jakobsmuschel im Meer. Die Jakobsmuscheln sind Kamm-Muscheln, wissenschaftlich ‚Pecten maximus‘ genannt. Sie können durch öffnen und schliessen der beiden Schalen aktiv schwimmen.
Spätestens ab dem 12. Jahrhundert bringen die PilgerInnen aus Santiago eine Jakobsmuschel nach Hause. Sie war ein ‚Beweis‘ für die bestandene Pilgerreise. Später wird sie auf der Pilgerkleidung, am Hut, am Mantel oder am Rosenkranz angebracht. Sie weist einen Menschen als PilgerIn auf dem Jakobusweg aus.
Die Jakobsmuschel ist damit auch zu einem ‚Schutzzeichen‘ geworden. Auch heute ist es so: gehe ich einen verkehrten Weg und mich sieht jemand, der am Weg wohnt, werde ich darauf hingewiesen, wo der Weg verläuft. Kommt hinzu, dass die Pilgerin, der Pilger, in der Tradition eine geprägte Figur ist, der viel Achtung entgegengebracht wurde (ausser wenn die Muschelbrüder ausflippten…).
Die Muschelverkäufer in Santiago wurden ‚concheros‘ genannt. Die Silber- und Goldschmiede an der Plaza de las Platerias (Platero heisst Silberschmied) hinter der Kathedrale von Santiago stellten die Muschel in Silber und Gold her.
Legende zur Jakobsmuschel
Da nicht mit harten Fakten nachzuweisen ist, wieso ausgerechnet die Jakobsmuschel als Pilgerzeichen diente und dient, gibt es eine Legende. Diese Legende führt in die Zeit, als der Leichnam des Apostels Jakobus nach Galicien gesegelt wurde. Sie besagt, dass ein junger Adliger ungeachtet der Fluten dem Schiff entgegen ritt. Die Wellen schlugen über ihm zusammen und er drohte zu ertrinken. Da half ihm der hl. Jakobus. Der Ritter gelangt zum rettenden Ufer. Nun sind Ross und Reiter über und über mit Muscheln bedeckt.
Bestellung von Jakobsmuscheln per Mail bei:
Pilgerherberge Sankt Gallen
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Falls auch ein Pilgerpass benötigt wird, bitte dieses Formular ausfüllen.
Deutungen zur Jakobusmuschel
Mit der Zeit wurde die Jakobsmuschel das Kennzeichen von ganz verschiedenen Pilger-Heiligen. So für den hl. Rochus (San Roque), für den hl. Jost, für den Erzengel Raffael, für Madonna als Maria vom Weg. Auch Gräber wurden mit der Jakobsmuschel geschmückt. Einige Exemplare davon sind auf dem alten Friedhof von Noja, nahe Santiago, zu sehen.
Die Muschel symbolisiert die Begegnung des Pilgers mit dem Meer, mit dem Leben, mit dem Unendlichen und mit dem Himmlischen (siehe Ausführungen zur Grenze zwischen endlich und unendlich in Finisterre).
Christen sahen in der Muschel ein Symbol für die Zeugung des Gottessohnes in der Jungfrau Maria. Christus, die Perle, entsteht in der Muschel aus der Hochzeit von Himmel und Erde.
Dass die Muschel auch als Schöpfgefäss dient, ist eine nebensächliche, oberflächliche und moderne Erklärung. Symbole müssen keinen praktischen Nutzen haben. Dass sie als Schöpf-Instrument benutzt wurde, ist eher eine Folge statt der Grund für das Mittragen einer Jakobsmuschel.
Es gibt viele Gemeindewappen in der Schweiz und anderen Ländern, die die Jakobsmuschel tragen. Siehe die Bilder dazu auf der speziellen Site: Gemeindewappen in der Schweiz mit Jakobsmuschel (folgt später…)
In Salamanca steht das zwischen 1500 und 1514 erbaute Gebäude ‚casa de las conchas‘ für den Kanzler des Santiago-Ordens, dessen Fassade mit 400 Jakobsmuscheln verziert ist.