Gemäss dem Pilgerbüro in Santiago wird seit dem Jahr 1122 in jenen Jahren ein Heiliges Jahr – auch genannt Heiliges Compostelanisches Jahr oder auf Spanisch Año Santo – begangen, in dem der Jakobustag vom 25. Juli auf einen Sonntag fällt. Andere Quellen sprechen davon, dass dieses besondere Jahr erst ab dem fünfzehnten Jahrhundert, genauer um 1434, bezeugt ist. In Santiago beruft man sich auf die Bulle Regis aeterni, die laut Text am 25. Juni 1179 von Papst Alexander III. promulgiert worden ist. Informationsblatt vom Erzbistum Santiago
Der mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte im Heiligen Jahr verbundene Erlass von Sünden zog jedes Mal grosse Mengen von Pilgerinnen und Pilgern an. Auch wenn heute nicht mehr alle Pilgerinnen und Pilger an den Erlass von Sünden glauben, verzeichneten die jüngst gefeierten Heiligen Jahre der letzten Jahrzehnte, 1993, 1999, 2004 und 2010 eine weitaus grössere Besucherschar als die gewöhnlichen Pilgerjahre. Es wäre vermessen, dies nur als touristische Aktivität zu betrachten. Das Durchschreiten der speziellen Pforte rührt etwas in den Seelen der Menschen an, die man als spirituelle Reinigung oder Klärung bezeichnen könnte. Die traditionelle Sprache von Vergebung und Gnade oder Tilgung von Sünden meint im Grunde genommen genau das.
Die weiteren Termine für Heilige Jahre sind: 2021, 2027, 2032, 2038, 2049, 2055, 2060, 2066, 2077, 2083, 2088, 2094, 2100.
Das heilige Jahr in Rom
Den Brauch eines Heiligen Jahres oder eines Jubeljahres kannte Rom seit langer Zeit. Ab dem Jahr 1300 wurde es alle 100 Jahre, dann alle 50 Jahre und später alle 25 Jahre gefeiert. Der biblische Bezug liegt im Text von 3. Mose 25 begründet. Er spricht davon, dass alle 7 Jahre ein Sabbatjahr ausgerufen wird. Dabei sollen die Äcker brach liegen. Alle sieben mal sieben Jahre sind 49 Jahre. So heisst es weiter in Vers 10: «Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren. Dieses fünfzigste Jahr gelte euch als Jubeljahr.»

Damit ist ein Schuldenerlass und die Wiederherstellung der Grundordnung verbunden. Die Kirche von Rom war überzeugt, dass der Papst ein solches Jubeljahr ausrufen könne. Damit war ein Jahr der Barmherzigkeit und des Sündenerlasses verbunden. Die Jubeljahre wurden mit der Öffnung einer heiligen Pforte eröffnet. Die ritualisierte Öffnung geschah mit einem speziellen Hammer und dem Schlüssel. Mit der Öffnung der Pforte der Gnade war es möglich, die Schwelle zum Raum der Gnade zu überschreiten.
Diese Schilderung des römischen Jubeljahres lässt die Jakobspilgerinnen und –pilger aufhorchen. Denn das heilige Jahr in Santiago wird praktisch gleich erklärt.
Logo des Erzbistums Santiago zum Heiligen Jahr 2021 Logo der galicischen Regierung zum Heiligen Jahr 2021
Die Pforte wird jeweils am 31. Dezember vor dem eigentlichen Heiligen Jahr geöffnet. Der Bischof von Santiago klopft mit einem schön verzierten Hammer und begleitet von vorgegebenen Gebeten an die Pforte. Dann nimmt er den grossen Schlüssel und öffnet das Tor. Liturgieheft zur Zeremonie
Das Heilige Jahr 2021 wurde am 31. Dezember 2020 eröffnet. Da die Corona-Pandemie alles überschattet und es vielen Pilgerinnen und Pilgern nicht vergönnt ist, Santiago im Jahr 2021 zu besuchen, ersuchte der Bischof von Santiago Julián Barrio Barrio den Papst um die Verlängerung des Heiligen Jahres. Bei der Eröffnungszeremonie wurde eine positive Antwort des Papstes verlesen. Somit dauert das Heilige Jahr bis Ende 2022.
Das Motto zum Heiligen Jahr 2021-2022 lautet: Salz der Erde. Der Apostel Jakobus erwartet dich. Pastoral-Schreiben des Bischofs
