in der Kathedrale von Santiago*
nahe dem Apostel Jakobus
Das Ziel einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg ist traditionell das Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale von Santiago. Unterhalb des Chorraums (vorderster Teil einer Kirche) ist in der kleinen Krypta der Sarkophag aufgestellt, worin die sterblichen Reste des Apostels Jakobus des Älteren vermutet werden. Die Krypta lädt zu einem stillen Moment und Gebet ein.
Zurück auf dem Boden des Chorraums führt eine schmale Treppe hinauf zu einer mächtigen Jakobus-Figur. Diese ist zum Kirchenschiff hin ausgerichtet. Hier wird das Ritual des „Abrazo del Apostol“ vollzogen, die Umarmung der Schultern des Apostels. Dieses Ritual kann sehr bewegend sein und eine grosse Ruhe und das Gefühl von Kraft vermitteln.
Ein Tipp: um diese Orte ruhig zu erleben, lohnt es sich, die Kathedrale knapp nach der Öffnung oder kurz vor der Schliessung zu besuchen.
Wer sich schwertut, diese Rituale zu verstehen, findet eine Verständnishilfe aus dem alltäglichen Leben. Wenn wir einen lieben Menschen verlieren, dann verspüren Viele von uns das Bedürfnis, öfter oder hie und da sein Grab aufzusuchen. Dieses äusserliche Hingehen ermöglicht ein inneres sich Nahe-Fühlen.
Beim Apostel Jakobus kommt hinzu, dass er zum engeren Kreis um Jesus gehörte. Somit ist das sich Nahe-Fühlen am Apostel auch ein sich Nahe-Fühlen an Jesus.
*Wichtig! Aus Sicherheitsgründen ist es nicht erlaubt, die Kathedrale mit dem Rucksack zu besuchen. Er kann im Pilgerbüro gegen eine Gebühr von 2 Euros deponiert werden. Dazu einfach den Wächter beim Eingang mit diesem Wunsch ansprechen. Du musst in keiner Kolonne stehen.
Pilgergottesdienste
In der Kathedrale finden täglich 4 Pilgergottesdienste statt: 07.30, 09.30, 12.00, 19.30
(früher nur um 12.00 und 19.30 Uhr).
Übersicht zu den Zeiten und besonderen Festtagen. Am Mittag wird zu Beginn verkündet, aus welchen Ländern Pilgerinnen und Pilger angekommen sind.
Ein deutschsprachiger Gottesdienst findet zwischen 15. Mai und Ende Oktober um 08.00 Uhr in der Kirche San Fiz de Solovio statt (nahe den Markthallen). Er wird vom Team der deutschsprachigen Pilgerseelsorge in familiärer Atmosphäre gestaltet.
Im Sommer lohnt es sich, die Kathedrale für den 12 Uhr-Gottesdienst etwa eine halbe Stunde oder mehr vorher zu betreten.
Botafumeiro – Rauchfass
Der Botafumeiro, das riesige Rauchfass, wird nicht täglich geschwungen. An Festtagen oder wenn dies eine Gruppe gegen Bezahlung organisiert, gehört dieses „religiöse Spektakel“, wie es ein Priester einst bezeichnete, zum Schluss des Gottesdienstes vor dem Schlusssegen aufgeführt. An den hohen Festtagen wie Pfingsten oder Weihnachten wird der Botafumeiro schon zu Beginn des Gottesdienstes entzündet.
Das Verteilen von Weihrauch ist ein rituelles Gebet. Wie die Rauchschwaden sich emporheben und im Raum verteilen, so soll sich das Gebet zu Gott „erheben“ und für die Welt da sein.
Gruppen oder Einzelne können beim Pilgerbüro das Schwingen des Botafumeiros buchen. Die Bestellung kann per Mail getätigt werden: botafumeiro@catedraldesantiago.es
Pilgerbüro – internationaler Empfang der Pilgerinnen und Pilger
Die Compostela
im Pilgerbüro
Die meisten Pilgerinnen und Pilger suchen das Pilgerbüro an der Rua Carretas 33 auf, um sich die Compostela-Urkunde ausstellen zu lassen. Öffnungszeiten.
Damit diese ausgehändigt wird, muss der Pilgerpass vorgelegt werden. Es wird kontrolliert, ob die letzten 100 Kilometer zu Fuss oder 200 Kilometer per Fahrrad oder Pferd gepilgert wurden. Die ganzen Strecken davor werden nicht kontrolliert.
Für die letzten 100 Kilometer respektive 200 Kilometer müssen zwei Stempeleinträge mit Datum pro Tag vorgewiesen werden.
Um eine geordnete Abwicklung ohne langes Kolonne-Stehen zu ermöglichen, muss beim Eingang zum Pilgerbüro ein QR-Code kopiert werden. Dann erscheint ein elektronisches Formular, in welches man seine Daten eintragen kann. Einzutragen sind der Name, das Geschlecht, das Alter, die Nationalität, die Herkunftsstadt, der Beruf, die Art der Pilgerschaft und der Startpunkt der Pilgerreise. Bei der Motivation zur Pilgerreise gibt es drei Kategorien: Religiosus (religiös), Espiriutales (spirituell), Turisticos o deportivos (touristisch oder sportlich). Es können mehrere Motivationen angekreuzt werden. Der Begriff ’spirituell‘ ist weit gefasst. Wenn jemand über den Sinn des Lebens nachdachte, ist das auch spirituell. Die Angaben werden anonymisiert (ohne Namen) zu statistischen Zwecken in den PC getippt. Wer nur die dritte Motivation ankreuzt, wird keine Compostela bekommen, aber eine Distanzbestätigung.
Ticketsystem zum Erhalt der Compostela
Anschliessend bekommt man im Untergeschoss des Pilgerbüros ein Ticket mit einem neuen QR-Code. Anhand diesem kann geschaut werden, wann man ungefähr an die Reihe kommt. Bis dahin muss man nicht mehr anstehen, sondern kann gemütlich etwas trinken gehen oder im Park sitzen.
Über der Tür des Pilgerbüros leuchtet die Nummer auf, die an der Reihe ist. Dazu auch die Schalternummer. Es gibt 17 Schalter.
Die Freiwilligen und Angestellten des Pilgerbüros nehmen den Pilgerpass entgegen und schauen sich die Daten der letzten Stempel an. Die Compostela wird ausgegeben, wenn entweder die Motivation ‚religiosos‘ oder/und Espirituales angekreuzt ist. Sind diese beiden Felder offen, wird eine andere Art von Dokument ausgegeben, die zwar fast wie die Compostela aussieht, aber nicht ganz den gleichen Inhalt hat.
Wer den Weg für eine verstorbene Person gepilgert ist, kann sich deren Namen auf die Compostela notieren lassen.
Distanzbestätigung – Certificado de Distancia
Alle können für 3 Euros eine Distanzbestätigung erbitten. Darauf wird der Name, das Ankunftsdatum, das Startdatum, der Startort und der Name des Weges notiert. Für die Schweiz, Österreich und andere Länder ausserhalb Spaniens werden nur gewisse Orte oder das Land genannt. Für die Schweiz z.B. als Startort Konstanz oder Genf.
Kartonrolle zum Transport
Für 2 Euros ist eine Kartonrolle, un tubo, erhältlich, die zum sicheren Transport der Urkunde dient.
Deponie des Rucksackes
Aus Sicherheitsgründen ist es verboten, die Kathedrale mit dem Rucksack zu betreten. Beim Sicherheitsdienst am Eingang des Pilgerbüros kann der Rucksack gegen eine Gebühr von 2 Euros abgegeben werden. Es muss dazu nicht Schlange gestanden werden.
Auskünfte, touristische Infos
Im Haus des Pilgerempfangs ist eine Tourismusinformation untergebracht. Dort können Fahrpläne, Unterkünfte, Weginformationen und anderes eingeholt werden.
Pilgerseelsorge
Auf der ersten Etage des Empfangszentrums haben verschiedene Sprachgruppen einen Raum bekommen, wo sie die Pilgerinnen und Pilger empfangen können. Die deutschsprachige Pilgerseelsorge wird vom 15. Mai bis 31. Oktober angeboten. Die Details dazu sind hier zu lesen.
Verpflegung im Los Reyes Catolicos
Im Parador Los Reyes Catolicos wird eine sehr alte Tradition gepflegt. Jeden Mittag erhalten 10 Pilgerinnen und Pilger gratis ein Mittagessen. Früher musste man genügend früh vor dem Restaurant anstehen. Neu wird im Pilgerbüro morgens den ersten zehn Pilgerinnen und Pilgern ein Bon abgegeben, sofern sie sich einrichten können, um 13 Uhr im Restaurant vom Parador zu erscheinen. Diese Geste der Gastfreundschaft ist ein schönes Zeichen am Pilgerweg.