Wie Jakobus nach Spanien kam – Legenden
Jakobus als Missionar in Spanien
Legenden möchten helfen, eine Brücke zu schlagen, wie der Apostel Jakobus von Palästina nach Galicien gelangte.
Der Apostel Jakobus der Ältere ging nach dem Tod Christi in Ira Flavia (heute Padrón) an Land, um in Spanien zu missionieren. Diese Mission soll nicht von Erfolg gekrönt gewesen sein. Davon zeugt die Legende in Muxía. Dort soll die Jungfrau Maria dem niedergeschlagenen Apostel Jakobus auf einem Boot erschienen sein. Sie sprach ihm Mut zu. Das Heiligtum von Muxía heisst ‚Santuario da Virxen da Barca‘ (galicisch; übersetzt: Heiligtum der Jungfrau vom Boot).
In der Legenda Aurea heisst es: „Aber da er (Jakobus) sah, dass er nichts ausrichtete und nicht mehr denn neun Jünger daselbst erwarb, so liess er zwei von ihnen daselbst zurück, um zu predigen, die anderen sieben nahm er mit sich und kehrte wieder gen Judaea.. Meister Beleth schreibt sogar, das er nur einen Menschen daselbst bekehrte.“ (S.488*) Der Apostel soll nach zwei Jahren nach Jerusalem zurück gekehrt sein.
Rückkehr nach Misserfolg
Die Legenda Aurea erzählt einige Wunder, die Jakobus in Judäa vollbringen konnte. Ein letztes vollbrachte er an einem Gelähmten auf dem Weg zur Hinrichtung. (S.490) Der Schriftgelehrte Josias sah das und liess sich von Jakobus taufen. Danach wurde er zusammen mit Jakobus enthauptet. Die Apostelgeschichte erwähnt die Enthauptung in Kapitel 12, Vers 2: „Jakobus, den Bruder des Johannes, liess er (Herodes) mit dem Schwert hinrichten.“
Die Legenda Aurea datiert die Enthauptung auf den 25. März, dem Tag der Verkündigung des Herrn. Die Überführung nach Compostela am 25. Juli und die Bestattung auf den 30. Dezember. (S.490)
Traslación – Überführung des Leichnams nach Galicien
Die Überführung wird so geschildert: Nach seiner Enthauptung in Jerusalem luden die Jünger aus Furcht vor den ‚Juden‘ (gemeint sind die Autoritäten des Landes) den Leichnam auf ein Schiff. Sie steuerten es nicht. Ein Engel leitete sie nach Galicien, dem Reich der Königin Lupa (siehe über die Lupa: Charpentier, magisch reisen. Am Ende der Milchstrasse, auch einem Begriff für den Jakobsweg, steht das Sternzeichen des Grossen Hundes). Sie landeten beim heutigen Padrón. Sie nahmen den Leichnam vom Schiff und legten ihn auf einen Stein. Dieser gab nach wie Wachs und formte sich zu einem Sarg. Dieser Stein ist heute in der Kirche von Padrón ausgestellt.
Variante – Überführung des Leichnams nach Galicien
Kaiser Justinian I. (527 – 65) soll den Leib des hl. Jakobus dem Sinaikloster geschenkt haben. Beim Ansturm des Islams brachten Mönche die Gebeine nach Spanien, wo man sie in der Kirche Santa Maria zu Merida verwahrte. Als die Moslems im Jahre 711 Spanien von Süden her überrannten, vergrub man den Leichnam in der römisch-suebischen Nekropole an der Stelle der heutigen Kathedrale in Santiago. (Gorys, Nordspanien, Artemisverlag, S. 41)
Nach der Ankunft des Leichnams in Spanien
Sie baten um einen würdigen Ort für die Bestattung. Königin Lupa wollte nicht und verwies auf den König von Spanien. Dieser liess die Jünger einkerkern. Ein Engel rettete sie aus dem Gefängnis. Der König sandte Kriegsknechte hinter ihnen her um sie zu fangen. Als sie eine Brücke überquerten, brach diese ein. Der König war nun sehr beeindruckt und liess von ihnen ab. Die ganze Stadt bekehrte sich zum Christentum.
Die Königin Lupa erfuhr davon. Die Jünger kamen wieder bei ihr vorbei, um nach einem Bestattungsplatz zu bitten. Die Königin versuchte ein List. Sie sagte: „Gehet hin und nehmet von meinen Rindern, die ich auf jenem Berge habe, und schirret damit den Wagen, so mögt ihr den Leichnam eures Herrn herführen, und ihm die Stätte bereiten, die ihr wollt.“ (S.491)
Diese Legende wird dem Berg ‚Pico Sacro‘ zugeordnet. Dort findet sich diese Legende wieder. Es gibt auch einen Ort, wo gesagt wird, dass die Jünger auf dem Weg dorthin rasteten.
Die Königin wusste, dass die Rinder in Wirklichkeit wilde ungezähmte Stiere waren. Sie spekulierte darauf, dass diese den Wagen mitsamt dem Leichnam zerstören und die Jünger töten würden.
Die Legende berichtet weiter, dass die Jünger zum Berg hochgingen. Dort empfing sie ein feuerspeiernder Drache. Die Jünger machten das Kreuzzeichen und der Drache barst mitten durch. Auch über den wilden Stieren machten sie ein Kreuzzeichen. Diese wurden zahm wie Lämmer. Die Jünger spannten sie an den Wagen mit dem Leichnam mitsamt dem Stein. Ohne Führung zogen diese den Wagen mitten in den Palast der Königin Lupa. Sie bekehrte sich zum Christentum und weihte den Palast als Sankt Jacobi Kirche. (S.492)
Die Überführung – traslación genannt – wird in Padrón und Santiago jährlich am 30. Dezember gefeiert.
*Die Seitenangaben beziehen sich auf die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz. Verlag Lambert Schneider, Heidelberg. 10. Auflage 1984. Die Legenda aurea ist eine Legendensammlung entlang des Kirchenjahres vom Dominikanermönch Jacobus de Voragine, verfasst im Jahr 1264 in Genua.
Parallelen einer traslatión – Überführung der Mutter von Jakobus Maria Salome
In Süfrankreich gibt es die Legende von der Ankunft der heiligen Marien in ‚Les-Saintes-Maries-de-la-Mer‘. Danach segelten die ‚heiligen Marien‘ und ihre Begleiter ebenfalls mit einem steuerlosen Schiff von Palästina nach Südfrankreich. Die Frauen waren Maria Jakobäa, die Tante Jesu, Maria Salome, die Mutter von Jakobus, Maria und Martha, die Geschwister von Lazarus, Maximin und die schwarze Sara. Die schwarze Sara ist die Patronin der Fahrenden geworden. Diese versammeln sich am 24./25. Mai in grosser Zahl in Les-Saintes-Maries-de-la-Mer. Es werden Gottesdienste und Prozessionen abgehalten. Der Ruf ‚vive Marie‘ und ‚vive Sara‘ ertönt voller Inbrunst. Die Marien werden zum Meer getragen. Dort wird der Ankunft ihres Bootes von Palästina her gedacht. Die beiden Marien werden daraufhin vom Meer zurück ins Dorf getragen.
Wie Jakobus Wunder wirkte – Legenden
Das Hühnerwunder – Die Legende vom Hahn und dem Huhn
Auf der Pilgerschaft nach Santiago de Compostela nächtigte eine deutsche Familie – Vater, Mutter und Sohn – in einem Gasthaus in Santo Domingo. Die Tochter des Wirtes verliebte sich in den jungen Mann. Vergeblich bot sie ihm ihre Gunst an. Da sie zurückgewiesen wurde, wandelt sich ihre Liebe in Hass. Unbemerkt steckt sie einen silbernen Becher in seinen Reisesack. Sobald der Wirt den Diebstahl bemerkte, liess er die Pilger verfolgen. Der Becher wurde beim Burschen gefunden. Der eilends herbeigerufene Richter liess ihn darauf hängen.
Unter Gebeten setzen die betrübten Eltern den Pilgerweg fort. Als sie bei der Rückkehr am Galgen vorbeikamen, vernahmen sie jedoch die Stimme des Gehenkten: „Liebe Eltern, grämt euch nicht, denn ich bin gar nicht tot! Santiago hat mich gehalten.“
Die Eltern eilten zum Richter und berichteten ihm davon. Dieser sass gerade beim Mittagessen und wollte nicht gestört werden. „Eure Geschichte kann so wenig wahr sein und euer Sohn so wenig lebendig wie diese frisch gebratenen Hahn und Henne auf meinem Teller wieder lebendig werden.“
Da flattert das bereits gerupfte Federvieh auf, und laut krähend bekräftigt der Hahn die Wahrheit. Statt des Unschuldigen wird die Magd gehenkt.
(Du Mont, Der spanische Jakobsweg, S. 106f)
In Santo Domingo de la Calzada werden bis zum heutigen Tag in der Kathedrale ein Huhn und ein Hahn in einem Käfig lebend gehalten. In Tafers, Schweiz, wird die Legende in schönen Bildtafeln an der Friedhofkapelle dargestellt.
Variation des Hühnerwunders
(in ‚Legenda aurea‘ S.493) Im Jahre 1020 kam ein Deutscher mit seinem Sohn nach Toulouse. Der Wirt füllt beide mit Alkohol ab und versteckt einen silbernen Becher in ihrem Mantelsack. Der Wirt verfolgt sie und beschuldigt sie des Diebstahls. Der Sohn wird gehenkt. Der Vater geht nach Santiago und kommt nach 36 Tagen zurück. Der sagt: ‚Liebster Vater, weine nicht, denn mir war nie so wohl: wisse, Sankt Jakob hat mich bis zu dieser Stunde gehalten und mich erquicket mit himmlischer Süssigkeit.‘ Das Volk nimmt den Sohn vom Galgen und henkt den Wirt.
Schlacht von Clavijo
In der Schlacht der Reconquista bei Clavijo (843) soll Jakobus hoch zu Ross mit Banner und Schwert in den Kampf eingegriffen und die Schlacht für die christlichen Nordreiche entschieden haben. Clavijo liegt rund 20 km südlich von Logroño. Daher wird Jakobus auch als ‚Matamoros‘ (Maurentöter) dargestellt. Diese Darstellung ist gerade in der heutigen Zeit sehr problematisch. Die Figur ist über dem Regierungsgebäude am Plaza Obradoiro und in der Kathedrale von Santiago zu sehen.
Karl der Grosse, Roland und der Sternenweg
Nach der Legende erscheint Jakobus Karl dem Grossen im Traum. Er sieht den Sternenweg vom Friesischen Meer bis nach Galicien. Deshalb bricht er dorthin auf. Beim Anmarsch nimmt er Pamplona ein. Beim Rückweg verliert Roland in der Nachhut bei Roncesvalles trotz heftigem Kampf das Leben. Roland war so stark, dass er mit dem Schwert einen Felsblock spalten konnte. Er bläst ins Horn Olifant, das zerspringt (aufbewahrt in Bordeaux).
Historisch ist, dass Karl der Grosse gegen die Mauren nach Südspanien gerufen wurde. Er nimmt Pamplona ein, damit sich die Sarazenen dort nicht verstecken können. Da zuhause Schwierigkeiten auftreten, kehrt er von Südspanien zurück. Die Nachhut wird bei Roncesvalles geschlagen. In Aachen ist Karl der Grosse begraben. Das Bild mit dem Sternenweg ist dort zu sehen.
Jakobus in der ‚Legenda aurea‘
Das Buch ‚Legenda aurea‘ führt viele Wunder des hl. Jakobus auf. Zentral ist dabei die Auseinandersetzung und Bekehrung des Zauberers Hermogenes. Das Fenster in der Kathedrale von Chartres, das dem hl. Jakobus gewidmet ist, führt viele Szenen auf.
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